Logbuch Canis lupus familiaris – Sternzeit 284.40467°

Abendrunde: Heute ein kleiner Einblick in die sozialen Strukturen unseres Abend“rudels“…

Beifahrer Kelpie, nachdem er aus dem Bus gehoben wurde, übernimmt sofort seine „vordere Kundschafter“- Rolle. Sein enormer Vorwärtsdrang zwingt ihn durchzustarten und er ist dann mal weg. Für ein Hallo bleibt leider keine Zeit. Sein Wald wurde seit mindestens neun Stunden nicht inspiziert! Mit seiner Ninjutsu-Technik taucht er in alle vier Himmelsrichtungen gleichzeitig ein. Nach diesem Ritual ist er nun bereit das Startsignal seines „zentralen Leitrüdens“ Daniel entgegenzunehmen. Dieser hängt jedoch an der Strippe des „Wächters“ Berti. Unser Bodyguard blendet regelmäßig und direkt am ersten Busch die komplette Umgebung aus, um mit nur einem seiner Sinne in der Geruchswelt unterzutauchen. Er befindet sich nun außerhalb von Zeit und Raum. Die königliche Hoheit Brumzessin steht währenddessen noch auf dem Parkplatz und erwartet ihre standesgemäße Begrüßung. Nachdem sie ein „Hallo?…  Ihr mich auch-Guten Abend“ ins Szenario brummt, lässt sich der Zentralrüde auf Augenhöhe zur „hinteren Leitbrumzessin“ nieder. Sie leckt den einen, der sich freut sie zu sehen das Gesicht ab und somit fühlt sich niemand auf den Schlips getreten und der Markierungstrupp kann sich in Bewegung setzen. Ach ja, ich bin auch dabei. Wurde von Brumzessin mitgebracht, um die Versorgung sicherzustellen. Schließlich muss Kiri neben ihrer Leitfunktion auch noch recht umfangreich den Job von unserem Nasenbert übernehmen. Mit einem heiseren abgehakten Bellen anzeigen, dass sich in der Dunkelheit noch andere Zwei- und Vierbeiner spooky auf uns zu bewegen und gleichzeitig klare Anweisungen wie „Geh mal ein Stück beiseite, ich muss hier jetzt vorbei“ kosten Energie und möchten belohnt werden.

Während unser halbautonomer extrovertierter Kelpie seinen Vorwärtsdrang an jeder Wegkreuzung unterbricht, um eine klare Richtungsanweisung zu empfangen, warten alle auf Bertram, der sehr intensiv die Notizen der läufigen Damenwelt unter die Lupe nimmt. Danach warten alle auf Bummelzessin. Just in diesem Moment fällt ihr ein, dass sie über etwas nachdenken muss. Abgewandt schweift Ihr Blick in die Rätsel des Universums. Der Zentralrüde fordert sie auf sich wieder zu erden. Endlich kann die Karawane weiterziehen. Ab und zu erwacht Berti aus seiner Geruchsnarkose und stellt überrascht fest, dass er sich im Wald auf der Abendrunde befindet „Na sowas! Ihr seid ja auch alle mit!“ Seine herzliche Begrüßung kommt etwa auf der Hälfte der Strecke, aber sie kommt. Mittlerweile befinden wir uns auf der Schlossallee. Der Zentral-Daniel hat es heute nicht leicht. Aufsteigende Energien, die durch beleuchtete Jogger, rücksichtslose Fahrradfahrer und satt gegessene Jagdhof – Raser verursacht werden, müssen ausgebremst werden.

Verschiedene Geschäfte erledigt, vollzählig und unbeschadet kehren wir zum Ausgangspunkt zurück. Siehe da, jetzt hat auch der Kelpie einen freien Termin im Kalender. Zum Abschied schenkt er mir Aufmerksamkeit und die Pfote des Vertrauens. Als Träger des Versorgungsbeutels bedanke ich mich selbstverständlich kulinarisch dafür. Gute Nacht!

Ps. Uns fehlt noch der „hintere Kundschafter“. Einen „vorderen Leithund“ brauchen wir nicht. Auch auf den „vorderen Wächter“ verzichten wir gerne. Wachende Mitarbeiter sind einfach zu anstrengend…

(C) 2025 Anja Ziegenbein

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