Mantrailing, Sonntag, 10.00 Uhr. Wird der Hund zum Frontmann erhoben, kommen Seiten zum Vorschein, die im Regelwerk des Alltags vielleicht verborgen geblieben wären. Wie beim Menschen auch, ist es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich mit der offiziellen Berufung in vorderste Position umgangen wird.
Arik, zum Beispiel. Fast scheint es, als wolle er mit jeder Faser seines Körpers mitteilen, dass er sich bewusst ist, welche Anforderungen vom Träger des Amtsgeschirrs erwartet werden. So bleibt seine Nase ebenerdig einer unsichtbaren Spur getreu, gleich ob diese auch durch unberührte Gefilde weiterführt. Im freundlichen Takt seiner Rute und seines Wesens lässt er sich so schnell nicht anmerken, womit er befleißigt ist. Er arbeitet für die Zufriedenheit seiner Belegschaft.
Chara, von Weisheit zeugend. Die zärtliche Sonne ihrer erfahrenen Seele erstrahlt bei diesem Sport. Sodass jeder Zweifel, ob es sich beim Trailen wieder nur um eine weitere menschliche Modemarotte handelt, ausgeräumt sein dürfte.
Endlich wird eine Nase losgelassen, wofür sie überhaupt geboren wurde. Berti. Ein Ausnahmefall. Hier dirigiert der Vierbeiner nicht über seine Nase, sondern das Riechorgan über den Hund. Sein Geruchssinn dopt ihn über das Gelände. Der Partyrausch ist natürlich nicht vor Ausschweifungsgerüchen gefeit, doch der Weg der Tugend wird bis zur Opfergabe verfolgt.
Es gibt Vorgesetzte, die sind mit einem höherem Energielevel ausgestattet. Nur eine Aufgabe und nur ein Ziel? Welch Frevel! Quiz zeigt seinem Kollegium, wie es ist, wenn man von der Natur mit der Bewältigung eines Breitbandpensums beauftragt wurde.
Timi. Niemals und niemand darf ihn jemals sagen, dass er eigentlich ein Fährtenleser ist! Wir brauchen seine gründliche Vorgehensweise auf kontaminierter Oberfläche. Woran sollten wir ohne unseren überqualifizierten Schäferinspektor sehen, wie es noch besser geht?
Die Inspiration kennt nicht nur gerade Wege. Mit Mylo und Lino kommen Effekte in die Veranstaltung. Ich bitte die geruchsblinde Zweibeiner-Delegation hinter ihnen, um etwas mehr Toleranz für diese Technik und das Opfer möglichst nicht neben picknickenden eierverspeisenden jungen Mädchen zu platzieren.
Die flinke Brezi, der kleine Bernstein mit den gefühlt acht Beinchen auf den Videos, flugs und behände knackt sie noch jedes Versteck.
Lia, die Macherin, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan.
Liesel, nur die Vorurteilsfreien kommen nicht ins Staunen. Liesel trailt! Jawohl und räumt mit Klischees auf.
Kiri. Ein „Nein, das ist nicht die gesuchte Person“ ist inakzeptabel und wird mit dem Coach ausdiskutiert.
Maggy Spinginsfeld. Mit den Flausen ewiger Jugend im Kopf, animiert sie „Jipi, lass uns rennen und fröhlich sein!“ Als Eventmanagerin ist es ihre Aufgabe gute Laune verbreitend in der Spur zu bleiben.
Merle Samtohr, muss über einen siebten Sinn verfügen. Auf magischen Wegen würde sie das Opfer sogar im Geraer Bahnhof vom 9 ¾ Gleis retten.
Chewie, der Wookiee, die hochintelligente Spezies vom Planeten Kashyyyk. Im Allgemeinen bekannt für seine immense Stärke, Loyalität und technischen Fähigkeiten. Sozusagen ein Mantrailknickohr.
Team Flora. Mantrailen ist wie Tanzen. Eine Partnerverbindung in der taktvoll geführt und auf Signale reagiert wird. Bei Flora spürt man die Kastagnetten im Flamenco.
Cooper, mitten in der Pubertät. Also in einer Phase, die von einer stärkeren Selbstfindung geprägt ist – währenddessen noch jemand anderen zu finden – Alle Achtung!
Motiviert ohne gleich aus dem Häuschen zu sein. Ein ruhiges, direktes Vorgehen ohne Umschweife. Calypso wird uns bestimmt noch mit ihrem im Verborgenen schlummernden Potenzial bekannt machen.
Ihr seid unsere Helden!
Und wenn ihr im Konfettiregen eurer Assistenten, stolz wie Bolle zum Ausgangspool zurückkehrt, dann sind Hunde-Menschen-Teams die reinsten Empathiebomben!!!
(c) 2025 Anja Ziegenbein
