Logbuch Canis lupus familiaris – Sternzeit 21.15522°

Vertrauen ist die Überzeugung, dass man sich auf jemanden oder etwas verlassen kann, dass man ihm oder ihr zutraut. Es ist eine positive Zukunftserwartung, ohne dass diese unbedingt eintreffen muss.

Genauso handhaben mein Hund und ich den Freilauf. Einmal losgelassen, lieben wir es eigene Entscheidungen zu treffen. Erst heute Morgen konnten wir das in der Neuen Landschaft Ronneburg ohne situationsbedingte Einschränkungen wieder einmal ausleben. Hinter der Drachenbrücke, juhu, die erste eigenständige Beschlussfassung des Hundes, gegenwärtig sehr empfänglich für Mauselöcher und Wildhasenkot: Ah hier… doch dort?… da drüben noch mehr… Das Areal muss einem weitläufigen Ortskontrollgang unterzogen werden. Moment! Da hinten am Horizont bewegt sich was… Turbo rein… aha Flugobjekt…Stopp!… Nach einer kurzen Gegenüberstellung erfahrungsgemäßer Verausgabungen und Erfolgserträge… negative Bilanz… Mensch ruft… linkes Ohr nach hinten…  egal… warm, Durst… schnell zum Teich… Mensch ruft: Hiiiiiiiiiiier!… Was hat sie denn? Schulterblick… Ah Möhrchen… Danke, gerade kein Bedarf… aber komme später darauf zurück…

Mensch entscheidet sich die Entscheidungen des Hundes widerspruchslos hinzunehmen. (Auch wenn es sich in solchen Momenten so anfühlt aber: DER OPPORTUNISMUS DES HUNDES IST KEINESFALLS GEGEN IHN GERRICHTET!) und läuft auf den befestigten Wegen zum oberen Parkausgang, den der Hund in absehbarer Zeit kreuzen dürfte, da er den Heimweg kennt, um ihn dort einzusammeln.

Drei gute Gründe, die für das Verhalten des Hundes sprechen:

Er kennt das Territorium besser als seine Westentasche. Die Leckerlietasche, in Sichtweite, wird weder bedroht noch artgenössisch penetriert. Der Hase hat eine andere Richtung eingeschlagen.

Ein Malamute ist tatsächlich kein Anfängerhund. Ein guter Anfänger hätte den Vierbeiner angeleint. Ein guter fortgeschrittener Anfänger hätte ihn emotionsneutral angeleint und ein Problem erkannt. Ein Mensch, der seit geraumer Zeit die Schulung durch die nordische Rasse absolviert, weiß, dass er nächste Woche, selber Ort, selbe Zeit, auf bessere Argumente in seiner Tasche baut.

Übrigens: Unser truppendienstlicher Schäfersoldat, welcher beständig und treuen Herzens aller zehn bis zwanzig Schritte nachfragt: Wolltet ihr mich gerade zurückrufen? – bekommt, wie die artigen Kinder auf Klassenausflug, für die man echt dankbar ist, man trägt ja einiges an Verantwortung, diesbezüglich weniger Aufmerksamkeit. Es ist eine Schande, wir müssen etwas ändern!  

(C) 2025 Anja Ziegenbein

1 Gedanke zu „Logbuch Canis lupus familiaris – Sternzeit 21.15522°“

  1. Ja das ist richtig gut beschrieben, denn der Opportunismus des Hundes ist auch eine Chance hundzusein ohne Schranken, Leinen, Tore usw.. Es sollte meinem Empfinden nach mit den genannten 3 guten Gründen als Sicherheit unbedingt die Freiheit, der Auslauf und der Natur des Hundes entsprechen dürfen.

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